Es geht auch ohne Vorturner Hamb?chen

Den deutschen Athleten wachsen beim Cottbuser Meisterturnier Fl?gel.

Schneeregen drau?en, Fr?hlings-Erwachen drinnen: Beim 34. Turnier der Meister in der Lausitz-Arena Cottbus rockten die deutschen Turner die Lausitz-Arena in Cottbus. Erstmals nach 1994, als der Modus von Mehrkampf auf Ger?tefinals ver?ndert wurde, feierten die Zuschauer drei deutsche Sieger beim angesehenen Weltcup-Turnier in der Lausitz. Damals hatte Valeri Belenki allein an drei Ger?ten triumphiert. Matthias Fahrig aus Halle gl?nzte als Sprung-Sieger mit gewaltigen H?hen. Der Unterhachinger Marcel Nguyen trumpfte ?berraschend am Boden auf. ?Mit dieser schwierigen ?bung d?rfte er auch bei den Europa- und Weltmeisterschaften konkurrenzf?hig sein?, erkl?rte Wolfgang Willam, Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes (DTB). Und Oksana Tschusowitina, die gro?e ?alte Dame? des Turnens, feierte beim Sprung ihren mittlerweile zehnten Turnier-Erfolg seit 1996.

Die zun?chst gehegte Bef?rchtung, die Absage des deutschen Vorturners Fabian Hamb?chen w?rde das Turnier sportlich und wirtschaftlich stark beeintr?chtigen,? trat nicht ein. Es schien sogar, als ob das Fehlen des Superstars die anderen deutschen Turner befl?gelte. ?Fabian Hamb?chen ist das Aush?ngeschild des deutschen Turnens?, sagte Willam. ?Aber er ist nicht der Lebensmittelpunkt des Verbandes. An seiner Seite haben sich andere Klasseturner entwickelt?, erkI?rte der DTB-Sportdirektor und f?gte mit Blick auf die ?bern?chste Europameisterschaft 2011 hinzu: ?In Cottbus hat sich ein Gro?teil unserer Mannschaft f?r die EM in Berlin vorgestellt.? Offenbar f?hlten sich die Kronprinzen im Scheinwerferlicht, das diesmal nur ihnen geh?rte, pudelwohl. ?Es ist nicht verkehrt, ein Zugpferd wie Fabi zu haben?, sagte Fahrig. ?Aber es ist auch sch?n, mal aus seinem Schatten treten zu k?nnen?, f?gte der Hallenser hinzu. Beim Dragulescu-Sprung gelang dem 24-J?hrigen der Doppelsalto vorw?rts gehockt mit halber Drehung sicher aus dem ?berschlag heraus ? mit dem exzellent dargebotenen Element, das den hohen Schwierigkeitsgrad von 7,0? aufweist, sprang sich der lebenslustige Fahrig in die Herzen der Zuschauer. ?Der zweite 7.0-Sprung ist schon in Planung?, k?ndigte er an. ?berraschend stahl der EM-Zweite am Boden dem abwesenden Hamb?chen auch noch in der Fan-Sympathie die Schau: Fahrig wurde in Cottbus als ?Turner des Jahres 2009? ausgezeichnet. Den vierten Sieg verpasste Reck-Spezialist Philipp Boy. Ausgerechnet in seiner Heimatstadt Cottbus versagten dem Vorkampf-Besten die Nerven. Nach einer Weltklasse?bung, bei der die Videokameras der Japaner und Chinesen surrten, rutschte der Lausitzer in letzter Sekunde beim Abgang von der Stange.

Die Kampfrichter bewerteten die Unsicherheit sehr hart und stuften den Mannschafts-WM-Dritten von 2007 nur auf Rang sechs ein. Boy verstand die Welt nicht mehr. ?Das war super ?rgerlich. Ich hatte gedacht, ich kann meinem Publikum endlich mal was zur?ckgeben?, sagte der 22-J?hrige.

Weltrekordlerin Tschusowitina

 Sie bleibt das Ph?nomen des internationalen Turnens: Oksana Tschusowitina. Die 34-J?hrige lie? auch diesmal im Sprung alle wesentlich j?ngeren Konkurrentinnen hinter sich. Ein Weltcup-Sieg 21 Jahre nach ihrem ersten Start in Cottbus ? das bedeutet Weltrekord f?r eine noch aktive Turnerin. ?Ich liebe diesen Sport ?ber alles und erlebe im Training mit den M?dels meinen zweiten Fr?hling?, sagt die K?lnerin mit russisch-usbekischer Herkunft. Ihr erstes Turnier in der Lausitz erlebte sie noch unter Sozialismus-Zeiten. ?Da sind wir noch milit?risch exakt in die Stadthalle einmarschiert. In der damaligen sowjetischen Mannschaft war alles streng reglementiert.? Das Comeback der Sprung-Olympiazweiten fiel umso erstaunlicher aus, da sie 16 Monate nach zwei Operationen an der Achillessehne und an der Schulter ?berhaupt den Sprung zur?ck wagte. Anschlie?end schloss sie ihre 16 Jahre j?ngere Teamkameradin Marie-Sophie Hindermann in die Arme. Nach einj?hriger Wettkampf-Pause meldete sich die elegant turnende T?bingerin mit einem beachtlichen dritten Rang am Stufenbarren zur?ck.

(Quelle: sz; Berthold Neumann)