Ski Wochenende in Geising

Was hatte ich im Vorfeld dieses Wochenendes nicht alles geh?rt: Gewaltmarsch, hard-core-Wandern, Gesangsorgien waren da nur einige Vokabeln, die mir den Angstschwei? unter das Stirnband trieben. Alles war offensichtlich m?glich und ich hatte keine Ahnung von dem, was mich wirklich erwarten w?rde. Immer wieder liefen kleine Schwarz-Wei?-Filme in meinem Kopf ab. Muss ich wirklich wie weiland Juha Mieto nach 15 Kilometern auf den schmalen Brettern den Tagessieg um eine Hunderstel einem anderen ?berlassen? Oder kann ich in Gert-Dietmar-Klause-Manier als Nobody den kleinen Erzgebirgs-Wasa-Lauf gewinnen? Wer reicht mir das Ersatzmaterial, wenn mein Ski bricht? Dieter Speer wird wohl kaum in der N?he sein. Wo nehme ich die K?rner her, wenn ich verwachst habe? Was ist, wenn der Schnee fehlt? Haben die Organisatoren eine S?gesp?ne-Strecke pr?pariert? Tausend Fragen und nicht eine einzige Antwort.

Ich war mir auch nicht sicher, welchen Wahrheitsgehalt die vielen Geschichten hatten. Obwohl ? es ist ja kein Angelverein, mit dem ich da mit fahre. Aber ein kleines Lateintalent steckt wohl in jedem Sportler.

Na jedenfalls habe ich mein R?nzlein geschn?rt und bin mit angereist. Guck in die Luft, dachte ich mir, pfeif dir eins und tu so, als seist du die Ruhe in Person. Doch es kam alles anders. Fix eingecheckt in der Geisinger H?ttenteichbaude, die Senkel von den Wanderstiefeln nochmal festgezurrt und dann ging es los. Ja, zur Wanderung, weil in Geising an diesem Wochenende der Kunstschnee nur noch f?r den Skifasching gereicht hat. Eins beruhigte mich bei all der Spannung. Fred war der Wanderf?hrer. Das konnte nicht schief gehen. Erstes Etappenziel war ein Lokal in Lauenstein. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte sich jeder seinen vollen Teller verdient und irgendwie wusste Gabi, die sich f?r die Men?-Verpflegung verantwortlich f?hlte, dass ich mit einem Schnitzel immer ruhig zu stellen bin. Hat auch prima geklappt.

Danach explodierte die Wandergesellschaft in zwei gro?e Teile. W?hrend unsere Nachwuchsabteilung mit ihrem Betreuerstab auf kurzem Weg zur schnellen Regeneration ins Basislager wanderte, gingen die Senioren sozusagen auf die Alpe d\’Huez-Etappe mit dem Steilanstieg Geisingberg. Nur gut, dass dort f?r Belohnung gesorgt war. W?hrend meine Teamkollegen Kaffee und Kuchen genossen, f?llte ich meine Reserven mit einem isotonischen Sportgetr?nk aus Rechenberg auf. Das Leben kann so sch?n sein.

Nach dem Abstieg vom Gipfel trafen wir im Ort die zweite Gruppe wieder und wir bereiteten uns gedanklich schon einmal auf das Abendprogramm vor.

Duschen, Schnittchen und dann sollte sie beginnen, die sagenumwobene Gesangsorgie. F?r die richtige Atmosph?re sorgten inzwischen flei?ige Helfer, indem sie das Kaminzimmer herrichteten. Lange Tafel, Feuer im Kamin und viele leere Gl?ser und volle Flaschen. Aber sp?testens, als Elisabeth mit dem Stapel Gesangsb?cher erschien wusste ich: es war wahr. Hier wird nicht gekleckert, hier wird gesungen. Fatal f?r jemanden, der sich keinen Vers merken kann und nicht eine Note trifft. Werde ich wohl jemals wieder mit fahren d?rfen? Gelernt habe ich, dass die Turnerinnen und Turner nicht nur eine satte Mittelk?rperspannung haben, sondern auch gut kolophonierte Stimmb?nder und eine ordentliche Portion Toleranz mit uns Anderslebenden. War also gar nicht schlimm. Es gab zwischen den Auff?hrungen reichlich Zeit zum quackern und Wein und Bier waren nicht nur zum Benetzen der Stimmb?nder zwischen den langstrophigen Liedern da.

Ein lustiger Abend.

Allein die Sonntagsfr?hst?ckszeit, nein – es ist eine Unzeit ? h?ngt mir heute noch in den Gliedern. Das kriege ich wohl nur mit einer vierzehnt?gigen Magnesium-Extrakur wieder weg.

Und weil es wider Erwarten ?ber Nacht nicht die versprochenen 30cm Neuschnee gab, einigten wir uns erneut auf die gewanderte Alternative. Diesmal ging es auf kurzer Runde zur Kohlhaukuppe. Die Insider wissen, dass es sich in Wirklichkeit um die Knoblauchkuppe handelt. Sehr lecker, aber nat?rlich schwer ertr?glich f?r alle Daheimgebliebenen und die Kollegen. Da m?ssen sie durch, schlie?lich hat uns der Knoblauchwirt ein Attest ausgestellt.Der anschlie?ende Abstieg f?hrte uns noch einmal zum gro?en Abschiedszeremoniell vor der H?ttenteichbaude.

Tsch?ss und winke winke ? bis zum n?chsten Mal. Ein sch?nes Wochenende, obwohl ich gar nicht turnen kann. Aber turnen kann ich noch viel besser als singen.

Ach ja, klar komm ich wieder mit. Vorausgesetzt mein Fitnesszustand l?sst es im n?chsten Jahr wieder zu.

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